Die wirtschaftliche Last von Zahnerkrankungen: Ein globales Problem mit Milliardenkosten
Zahnerkrankungen stellen nicht nur ein gesundheitliches Problem dar, sondern haben auch erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen. Laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und des FDI World Dental Federation belaufen sich die direkten und indirekten Kosten von Zahnerkrankungen weltweit auf schätzungsweise 442 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Diese Summe beinhaltet sowohl die Kosten für die medizinische Behandlung als auch die durch Arbeitsausfall entstandenen Kosten.
Die globale Perspektive
Eine umfassende Studie* unter der Leitung von Stefan Listl von der Universität Heidelberg hat ergeben, dass die direkten Behandlungskosten für Zahnerkrankungen weltweit bei etwa 298 Milliarden US-Dollar pro Jahr liegen. Dies entspricht einem Durchschnitt von 4,6 Prozent der globalen Gesundheitsausgaben.
Doch neben den direkten Behandlungskosten sind auch indirekte Kosten zu berücksichtigen. Diese entstehen vor allem durch Produktivitätsverluste aufgrund von Fehlzeiten am Arbeitsplatz. Die indirekten Kosten belaufen sich weltweit auf zusätzliche 144 Milliarden US-Dollar pro Jahr.
Interessanterweise entspricht diese Summe den wirtschaftlichen Verlusten, die durch die zehn häufigsten globalen Todesursachen verursacht werden.
Regionale Unterschiede
Während die globalen Zahlen beeindruckend sind, können die Kosten für Zahnerkrankungen von Region zu Region erheblich variieren:
Europäische Union: Milliardenkosten durch Parodontalerkrankungen
In der Europäischen Union sind Parodontalerkrankungen eine der Hauptursachen für Zahnverlust und damit verbundene Behandlungskosten. Eine Studie im Journal of Clinical Periodontology schätzte die jährlichen Kosten für die Behandlung von Parodontalerkrankungen in der EU auf beeindruckende 54 Milliarden Euro. Diese Zahl unterstreicht die Notwendigkeit präventiver Maßnahmen und effektiver Behandlungen.
USA: Ein Milliardenmarkt für Zahnbehandlungen
In den Vereinigten Staaten sind die Kosten für Zahnbehandlungen ebenfalls astronomisch. Laut einer Studie des Journal of the American Dental Association (JADA) wurden die direkten Kosten für Zahnbehandlungen im Jahr 2016 auf über 113 Milliarden US-Dollar geschätzt. Diese Zahl zeigt, wie wichtig es ist, in den USA auf die Mundgesundheit zu achten.
Australien: Hohe Kosten trotz geringerer Bevölkerungszahl
Auch in Australien sind die Kosten für Zahnbehandlungen erheblich, obwohl die Bevölkerungszahl des Landes vergleichsweise gering ist. Die jährlichen Kosten für Zahnbehandlungen belaufen sich auf etwa 8,7 Milliarden Australische Dollar. Dies zeigt, dass Zahnerkrankungen und deren Behandlung auch in Ländern mit einer geringeren Bevölkerungsdichte eine erhebliche wirtschaftliche Last darstellen können.
*Ein internationales Forschungsprojekt unter Heidelberger Federführung wertete in einer groß angelegten Studie die weltweiten Behandlungskosten und Produktivitätsverluste infolge von Zahnerkrankungen aus. Die Ergebnisse sind im Journal of Dental Research in 2016 erschienen.
„Diese Studie verdeutlicht die Notwendigkeit, die Verfügbarkeit von international vergleichbaren Daten über Zahnbehandlungskosten, krankheitsbedingte Fehlzeiten am Arbeitsplatz und in der Schule sowie immaterielle Kosten von oralen Erkrankungen im Hinblick auf die Lebensqualität zu erhöhen“, betont Timothy DeRouen, der ehemalige Präsident des American Association for Dental Research (AADR).
Die von den Wissenschaftler aus Heidelberg, Dundee und London, England erstellte Studie wurde vom AADR und dem Internationalen Verband für Zahnärztliche Forschung (IADR) veröffentlicht und ist im Journal of Dental Research online zugänglich.
Fazit
Verschiedene Studien zeigen, dass die direkten und indirekten Kosten für die Behandlung von Zahnerkrankungen weltweit in die Hunderte von Milliarden Dollar gehen. Diese Kosten variieren jedoch von Region zu Region, mit hohen Ausgaben in der Europäischen Union, den USA und Australien. Das Thema unterstreicht die Notwendigkeit präventiver Maßnahmen und effektiver Behandlungen, nicht nur aus gesundheitlichen, sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen.
Quellen:
Global Economic Impact of Dental Diseases
Zuletzt aktualisiert am 29. August 2023 von COS Zahnärzte
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