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Gibt es einen Zusammenhang zwischen Parodontitis und Herzinfarkt?

Weltweit sind immer mehr Menschen von der chronischen Parodontitis betroffen. Allein Deutschlandweit leiden 20 Millionen Patienten an Erkrankungen des Zahnhalteapparates, wovon 10 Millionen als schwere Fälle gelten. Als Parodontitis ist eine durch anaerobe Bakterien ( Z.B. Porphyromonas gingivalis ) verursachte irreversible Entzündung des Zahnbettes gemeint wobei aktiv parodontales Weich- und Knochengewebe zerstört wird.

Die Erreger sind in der Lage sich im Mundraum zu vermehren, ihre Toxine freizulassen und somit das Zahnfleisch, die Zähne sowie die unterstützenden Knochenstrukturen zu schädigen. Das Körpereigene Immunsystem reagiert auf die Eindringlinge durch das Freisetzen von Zytokine, pro-entzündliche Proteine die anschließend eine Entzündung verursachen.

Die Parodontitis beginnt in den meisten Fällen mit einer harmlosen, überwiegend durch mangelnde Mundhygiene verursachte, Gingivitis (reversible Entzündung des Zahnfleisches). Der unhygienische Zustand bietet den Bakterien eine angenehme Umgebung sich zu vermehren und somit den lästigen Zahnbelag zu formen. Wird der Zahnbelag auf Dauer nicht entfernt setzen die Bakterien immer weiter Mineralien frei, die die Entstehung von Zahnstein und wiederum auch den Wachstum der Erreger fördern.

Ursachen und Entwicklung der Parodontitis

Neben der mangelnden Mundhygiene fördern auch weitere Faktoren die Entstehung von Parodontitis, die den Erregern ein leichteres Eindringen und Vermehren ermögliche wie z.B Erbanlage, Allgemeinerkrankungen, lokale Mitverursacher ( Zahnstein ), Krankheiten die das Immunsystem schwächen ( Leukämie, HIV, AIDS…) Rauchen, Diabetes sowie eine unzureichende Ernährung ( Vitamin C Mangel ).

Wie entwickelt sich eine Parodontitis? Die vier Stadien einer Parodontitis als Grafik dargestellt

Die häufigste Folge einer unbehandelten Parodontitis ist Zahnverlust. Jedoch kann eine Parodontitis auch zu einem lebensbedrohliche Zustand führen, dem uns allen bekannten Herzinfarkt. Jährlich sterben in Deutschland ca. 70.000 Menschen an einem Herzinfarkt, am häufigsten bedingt durch atheromatöse Plaques die sich an die innere Wandschicht der Arterien ablagern oder durch Verstopfung der Arterien durch Gerinnsel wodurch ein Sauerstoffmangel im Herzen stattfindet.

Verschiedene Studien haben bewiesen dass Erreger die eine Parodontitis verantworten, durch das arterielle System wandern und somit nicht nur im oralen Bereich Entzündungen hervorrufen. Orale Bakterien lösen eine Entzündungsreaktion aus, bewirken somit eine Anschwellung der Gefäße was wiederum zu einem reduzierten Blutstrom führt, was zur Folge hat, dass weniger Sauerstoff durch die Gefäße fließt und ein Infarkt begünstigt wird.

Welche Rolle spielen die Thrombozyten (Roten Blutkörperchen) bei der Entstehung von Herzinfarkt

Die Erreger konnten ebenfalls in den Thrombozyten von Herzinfarkt leidenden Patienten nachgewiesen werden sowie mangelnde periodontale Bedingungen in Patienten mit akutem Herzinfarkt. Untersuchungen belegen ebenfalls das erhöhte Verklumpen der Thrombozyten verursacht durch P. Gingivalis.

Thrombozyten oder Blutplättchen gehören zu den zellulären Bestandteile des Blutes und haben im menschlichen Körper die wichtige Rolle der Blutstillung und Blutgerinnung sowie die Entstehung von Blutgerinnsel. Die Thrombozyten sind die ersten Zellen im Körper die bei einer Gefäßverletzung zusammen kommen und verkleben um das Gefäßleck zu verschließen und dementsprechend die Blutung zu stoppen. Jedoch können bei vermehrter Verklumpung lebenswichtige Arterien verstopfen, einen Blutstau verursachen und zum Tod führen.

Weitere Studien haben ebenso die Entstehung von atheromatöse Plaques durch orale Entzündungen belegt. Diese sogenannten Atheromas können sich von der Wandschicht der Arterien lösen und als Athero-Embolismus lebenswichtige Gefäße so sehr verengen, dass die Sauerstoffversorgung des betroffenen Organs beeinträchtigt wird und zu einem Infarkt führt.

Der Kreislauf des Parodontitis und die Auswirkungen dieser auf die inneren Organe des Menschen

In Patienten mit Parodontitis konnte ebenso eine erhöhte Menge an C-reaktives Protein nachgewiesen werden. Das C-reaktive Protein, eines von der Leber gebildeten Akutphasen Proteine wird durch den Stimulus einer bakteriellen Infektionen gebildet und erhöht gleichermaßen das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse.

Weitere Risikofaktoren für Herzinfarkt

Selbstverständlich ist das Risiko durch eine Parodontitis verursachter Herzinfarkt abhängig von mehreren Lebensfaktoren wie zum Beispiel das Rauchen und Fettleibigkeit. Rauchen hat einen negativen Einfluss auf das Immunsystem, es bildet das wichtige Vitamin C ab und schwächt dementsprechend den eigenen Körper. Somit ist es oralen Bakterien leichter den gesamten Körper zu befallen und Probleme zu verursachen.

Eine der häufigsten Risikofaktoren für Herzinfarkt ist Übergewicht. Das Herz muss bei übergewichtigen Menschen mehr arbeiten um die überschüssige Körpermasse mit Blut zu versorgen. Ebenso sind übergewichtige Menschen anfälliger für die Bildung von Fett plaques, die die Gefäße verstopfen. Parodontitis kann somit einen Herzinfarkt beschleunigen.

Eine Infografik die die Verbindung zwischen mangelnde Mundhygiene, pathogene Keime Herzinfarkt bildlich darstellt und  bildlich darstellt

Behandlung der Parodontitis

Um eine Parodontitis zu behandeln wird die Parodontaltherapie empfohlen. Dabei steht in erster Linie die Elimination bzw. Reduktion der Parodontitis verursachenden Keime mit voriger Markerkeimeanalyse. Bei der Markerkeimeanalyse mit dem micro-IDent und micro-IDent plus Verfahren wird das individuelle Keimspektrum der Patienten sicher nachgewiesen und dem Zahnarzt die notwendigen Informationen für eine optimale und diagnostisch fundierte Behandlungsplanung gewährleistet. Neben den präzisen Ergebnissen wird auch der sinnlose und falsche Einsatz von Antibiotika reduziert.

Die Markerkeimeanalyse

Neben der Markerkeimeanalyse kann eine Parodontitis auch systemisch behandelt werden, wobei die Beseitigung der bakteriell verursachten Plaques mit Maßnahmen der Intial- oder Hygienephase im Vordergrund steht. Dazu gehören spezielle Zahnreinigungen mit Pasten und Polierkelchen die das Anheften weiterer Plaques erschweren und um besonders aggressive Bakterien abzutöten, kann eine Antibiotikatherapie eingesetzt werden.
Hinsichtlich einer nicht ausreichenden Behandlung wird die korrektive chirurgische Behandlung als weiterführenden Schritt empfohlen.

Um eine Parodontitis vorzubeugen, müssen gewisse Maßnahmen zur oralen Mundhygiene erfolgen. Putzen Sie 2-3 mal am Tag ihre Zähne, am besten nach jeder großen Mahlzeit. Ersetzen Sie ihre alte Zahnbürste jede 3-4 Monate neu. Achten Sie auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung um die Zähne und das Zahnfleisch zu schützen. Besuchen Sie ihren Zahnarzt für reguläre Kontrollen und professionelle Reinigungen.

Fazit
Verschiedene internationale Studien zeigen, dass die orale systemische Verbindung zwischen den Parodontitis verursachenden Mundkeimen und das Risiko eine koronarer Herzkrankheit (KHK) zu entwickeln signifikanter ist als bisher angenommen. Die Autoren dieser Studien schlagen vor, dass Patienten, die bei routinemäßigen zahnärztlicher Untersuchungen Anzeichen für eine Parodontitis, bzw. Knochenverlust um mehrere Zähne herum aufweisen, vorhersagbar als gefährdet für zukünftige KHK eingestuft werden sollen.

Quellen:

https://www.dgparo.de/parodontitis/parodontitis_therapie

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3621229/

http://pmj.bmj.com/content/93/1098/215

http://www.dentistryiq.com/articles/2018/02/bacteria-from-oral-infections-and-cardiovascular-disease-understanding-the-scientific-connection-and-its-impact-on-clinical-dental-practice.html

https://academic.oup.com/eurheartj/article/24/23/2108/422753

Bildnachweis: „Parodontitis zieht Kreise“ und und „Wie entwickelst sich eine Parodontitis“ ProDente eV, www.prodente.de

Zuletzt aktualisiert am 29. September 2023 von COS Zahnärzte

Mihail Cos
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